Moin!
Für jeden von uns zählen lange Sommernächte zu den schönsten Stunden des Jahres. Bis tief in die Nacht draußen auf der Terrasse sitzen und mit Freunden erzählen, milde Temperaturen locken zu Abendspaziergängen durch ruhige Straßen, andere sitzen am Lagerfeuer und zählen die Sterne am Himmel: Unzählige schöne Erinnerungen sind mit diesen fast magischen Nächten verbunden. Und wer Glück hat, kann ein ganz wundervolles Naturschauspiel beobachten…
… und zwar meine ich die sogenannten Nachtleuchtenden Wolken, kurz NLCs (Noctilucent Clouds). Mit gutem Recht werden sie manchmal auch die kleinen Brüder der Nordlichter genannt. Meistens zeigen sie sich von Ende Mai bis Ende Juli schon kurz nach Sonnenuntergang, manchmal aber auch erst im Laufe dieser kurzen Nächte. Je weiter nördlich ihr euch befindet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sie beobachten zu können. Natürlich sollte der Himmel auch möglichst wolkenfrei sein – eigentlich eine Binse, aber es fühlt sich irgendwie falsch an, es nicht zu erwähnen. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu beachten, denn im Gegensatz zur Milchstraße darf der Himmel auch gern etwas lichtverschmutzt sein – ihr könnt die NLCs trotzdem mit bloßem Auge erkennen. Schaut einfach in die Richtung der Stelle, an der die Sonne unterging: der Rest ist dann Überraschung!
Aber wie entstehen die NLC eigentlich? Das ist im Grunde einfach erklärt. Die Sonne steht so „flach“ unter dem Horizont, dass sie Wolken aus Eiskristallen anleuchtet, die sich wiederum in etwa 80km Höhe befinden. Die Umstände, die deren Entstehung begünstigen sind noch nicht geklärt – ein festes Muster kann einem niemand sagen. Bei vergleichbaren Wetterbedingungen kann am Himmel genauso gut ein wahres Feuerwerk an NLC zu beobachten sein, wie sich auch keine einzige Nachtleuchtende Wolke ans Firmament verirrt. Eine relativ gute Vorhersage bietet das Radar OSWIN im Ostseebad Kühlungsborn, das täglich eine Prognose auf Facebook veröffentlicht.
Beste Bedingungen und ein Anfängerfehler: Nicht alles läuft nach Plan...
Am Abend des 04. Juli 2021 erhielt ich von meinem guten Fotofreund Dorfworker den Hinweis, dass OSWIN eine vielversprechende Prognose auf NLCs gegeben hat. Also habe ich mich um kurz nach 22:30 Uhr auf den Weg in Richtung Ziegelgrabenbrücke gemacht. Dort angekommen ließen sich gegen 23:30 Uhr tatsächlich wunderbare NLCs bestaunen – zwar hing auch eine große „normale“ Wolke genau über der Innenstadt, aber so ist die Natur eben: glücklicherweise nicht planbar. Was hingegen planbar gewesen wäre: meinen Akku nach dem letzten Foto-Fahrrad-Trip an die Mecklenburger Seenplatte wieder aufzuladen. Denn es ist so ziemlich das letzte, was man als Fotograf nach dem Einschalten der Kamera auf dem Display sehen möchte: die rotblinkende Akkuanzeige. Grüße gehen raus an diejenigen, die mich darauf in der Antwort auf den Instagram-Storypost anschrieben!
... aber man muss das Beste draus machen
Da ich geschätzt noch zehn bis fünfzehn Langzeitbelichtungen „im Köcher“ hatte, musste ich mit der Komposition wirklich haushalten – viele verschiedene Blickwinkel mittels Probeaufnahmen waren nicht möglich. Zum Glück hatte ich schon im Jahre 2019 Fotoerfahrungen aus dieser Position sammeln können, als in der Mittsommernacht auch tolle NLCs über Stralsund „leuchteten“. Damals kam ich mit einem Freund von einem Fototrip zum Kap Arkona zurück, als wir spontan einen letzten Stopp einlegten, um das Schauspiel aufzunehmen. Und so erweisen sich wieder einmal alte Fotoweisheiten als wahr:
1. Kenne deine Kamera.
2. Kehre an bekannte Orte zurück.
Falls ihr jetzt auch Lust bekommen habt, die Augen nach NLCs offenzuhalten, dann habt ihr noch gute drei Wochen Zeit. Also schaut ab und zu in eure Wetter-App und bei OSWIN vorbei, sucht euch einen schönen Vordergrund in Richtung Sonnenuntergang und fangt die Leuchtenden Nachtwolken ein. Noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: zwischendurch auch einfach mal die Kamera Kamera sein lassen und sich ganz einfach von der Sommernachtsstimmung der schieren Schönheit der „kleinen Brüder der Nordlichter“ verzaubern lassen… J
Bis zum nächsten Mal und bis dahin eine schöne Zeit!
Felix
HEIMATLICHT:MV
Weiterführende Links:
Dorfworkers Artikel über NLC-Fotografie
Webseite speziell zum Phänomen NLCs
Mein letzter Blogpost mit einer spannenden Fotoübung für zuhause
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Dorfworker (Mittwoch, 14 Juli 2021 22:15)
So cool erklärt mein Buddybuddy! Das hat echt Spaß gemacht zu lesen, ich muss da auch mal ne Binse bequemen: Du hast mich abgeholt!
Viele Grüße. Ein Worker!