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Neuland: Konzertfotografie

Irgendwann ist immer das erste Mal, so der Volksmund. Auf dem weiten Feld der Fotografie habe ich schon vieles ausprobiert, allerdings noch nie ein Konzert mit der Kamera begleitet. So war es mir eine echte Freunde, als mich im Frühjahr 2022 Nico von ZWISCHENLICHTEN einlud, einen seiner Auftritte mit Martin von MOSAIC in privater, sehr kleiner Runde beim "Himmelsfeuer 2022" zu fotografieren. Außerdem spielte der chilenische Neo-Folker DER ARBEITER. Eine wunderbare Möglichkeit, einerseits ein besonderes Konzert zu erleben, andererseits den fotografischen Horizont zu erweitern - was will man also mehr? Zudem sei an dieser Stelle noch ein ausdrückliches Dankeschön und großer Respekt für den immensen Aufwand an Marv und seine Familie für die wirkliche tolle Organisation des Abends gerichtet!

In eigener Sache

 

Zunächst möchte ich aber noch ein paar Worte zur inhaltlichen Pause auf HEIMATLICHT:MV verlieren. Seit dem letzten Post im November 2021 kam eine ungeahnt intensive Phase mit privaten Veränderungen und einer großen beruflichen Weiterbildung. Während dieser Episode musste die Fotografie das erste Mal seit Jahren für längere Zeit in den Hintergrund treten. Nun ist sie aber mittlerweile erfolgreich beendet und der Kopf ist wieder frei für schöne Dinge - wie beispielsweise die Kamera. Und so brütete ich Mitte Juli über das erste Mal Konzertfotografie...

 

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Handgemachtes Räucherwerk aus dem Hause MOSAIC

Gedankliche Vorbereitung

 

Welcher Faktor könnte sich dabei als größte Herausforderung erweisen? Wie so oft lag er auf der Hand: mangelndes Licht. Besonders zu späterer Stunde könnten Belichtungszeiten so lang werden, dass keine brauchbaren Ergebnisse zu erwarten sind. Was ich also brauchte, waren lichtstarke Objektive. Dafür kamen aus dem Fundus drei Exemplare in Frage:

1. Canon EF 100mm/2.8

 

Eine schöne, alte Makro-Linse aus den 90ern. Eigentlich ist das Objektiv wirklich ideal für für Porträts geeignet. Aufgrund der Fertigung aus Stahl liegt es aber ziemlich schnell wahnsinnig schwer in der Hand. Außerdem erfordert die Brennweite von 100mm (wohlgemerkt: Kleinbild) eine Belichtungszeit von maximal 1/200tel, um verwacklungsfrei zu sein, tendenziell wäre kürzer noch besser. Bliebe noch die Möglichkeit, den ISO richtig hochzufahren, was aber hinsichtlich des Rauschens auch schnell an seine Grenzen kommt. Unterm Strich würde das Objektiv die Herausforderung des wenigen Lichtes also nicht lösen, sondern wahrscheinlich sogar verschlimmern. Daher blieb das gute Stück im heimischen Schrank.

 

2. Canon EF 50mm/1.8

 

Hier kommen wir der Sache schon näher. Das Objektiv ist angenehm leicht, hat einen guten Bildwinkel und ist vor allem das lichtstärkste in meinem Repertoire. Außerdem mag ich schlichtweg den Look, den die Linse produziert. Einziger Nachteil könnte die Bauweise als Festbrennweite sein. Da mir die Konzertlocation bis dato nicht bekannt war, fiel es schwer abzuschätzen, wie groß die Bewegungsfreiheit vor bzw. auf der Bühne sein würde. Aber das ist kein gewichtiger Nachteil, sodass das Objektiv in den Fotorucksack wanderte.

3. Sigma 17-50mm/2.8

 

Meine persönliche Allzweckwaffe. Egal, was und wo ich fotografieren möchte, dieses Glas kommt immer mit. Von weitwinkligen Motiven bis zu Porträts und Details - damit lässt sich so gut wie jede Idee umsetzen. Auch für das Konzertprojekt ist es möglicherweise lichtstark genug -  zwar ist die Offenblende 2.8 gut, aber nicht wahnsinnig lichtstark. Dafür ist aufgrund der Brennweite von maximal 50mm die verwacklungsfreie Belichtungszeit deutlich kürzer und somit der nötige ISO-Wert ebenfalls geringer. Außerdem ist im Objektiv ein guter Bildstabilisator verbaut. Nachteil hier: Das Sigma ist relativ groß und kommt auch mit einem gewissen Gewicht um die Ecke. Aber irgendwas ist ja immer. Das gute Stück habe ich ja nicht umsonst "Allzweckwaffe" getauft, also kommt es in den Rucksack.

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Martin (MOSAIC, l.) und Nico (ZWISCHENLICHTEN, r.)

 

Fazit: Welches Glas ist am besten geeignet?

 

Um es kurz zu machen: wieder einmal hat sich das Sigma 17-50/2.8 als am besten geeignet erwiesen. Ich hätte gerne das 50mm/1.8 von Canon eingesetzt, allerdings war die Bewegungsfreiheit vor der Bühne für den Bildwinkel zu klein. Es fühlte sich an, als hätte ich den anderen Zuschauern permanent in der Sicht stehen müssen. Mit dem Zoom-Objektiv war ich flexibler und konnte vom Rand aus einige Momente einfangen, von wo aus die Festbrennweite für meinen Geschmack "zu nah dran" war (kleine Erinnerung: der Bildwinkel/Bildausschnitt entspricht etwa einer APSC-Brennweite von 85mm - hier gibt es eine Erklärung dafür). Nichtsdestotrotz könnte das 50er bei einem anderen Konzertort wiederum die bessere Wahl sein. An diesem Abend gewann jedoch das Sigma.

Die Lichtsituation war letztlich lange Zeit weniger herausfordernd, als ich ursprünglich erwartet habe. Bis etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang ließen sich bei moderatem ISO gute Schüsse machen. Dafür stellte sich im Gegenzug nach Sonnenuntergang die Blende 2.8 als etwas schwachbrüstig heraus. Der Schlusspunkt war dann schließlich bei ISO 3200. Dann sackt die Bildqualität der EOS M50 doch rapide ab.

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Ab hier wurde das Licht allmählich zu herausfordernd... Aber es geht um den Moment, nicht um Bildqualität.

 

Apropos Neuland: Was gab's zu lernen?

 

Was konnte ich abgesehen von intensiver, authentischer Musik und einem einmaligen Drumherum von diesem Abend mitnehmen? Es sind wohl die folgenden Punkte:

 

1. Erweitere deinen Horizont: Kreatives Neuland zu betreten, ist eine ganz wunderbare und einmalige Erfahrung. Das Springen ins kalte Wasser hat seinen ganz eigenen Reiz, einen ganz eigenen Zauber. Und wenn es für alle beteiligten Parteien in Ordnung ist, dann ist auch kein Druck da. Man probiert und tobt sich ganz einfach aus. Und plötzlich ist der Flow da.

 

2. Bildqualität ist nicht alles: Besonders bei Konzertfotos geht es nicht um perfekte, rauschfreie Fotos. Viel wichtiger ist es, die Atmosphäre und besondere Momente einzufangen. Notiz an mich selbst: Da wäre etwas mehr Mut zu späterer Stunde angebracht gewesen - vielleicht habe ich zu früh Schluss gemacht. Aber das wird hoffentlich nicht das letzte Mal gewesen sein.

 

3. Absprachen nicht vergessen!: Was erwarten Veranstalter und Künstler von den Fotos, sodass am Ende alle zufrieden sind? Während ich so vor mich hin fotografierte, bat mich der Veranstalter Marv darum, auch ein wenig die Gäste zu fotografieren. Das ließ sich sofort umsetzen, machte mir aber noch einmal deutlich, dass solche Punkte im Vorfeld schnell und einfach geklärt werden können und vor allem sollten. Es sind manchmal die offensichtlichsten Dinge, die schnell übersehen werden.

 

Ergebnisse

 

Nun ist aber genug gechrieben, genug reflektiert - hier sind die weiteren Ergebnisse meiner ersten Konzertfotografie:

 

Ist die Atmosphäre des Abends für dich nachfühlbar? Ich freue mich auf deine Gedanken in den Kommentaren!

 

Bis zum nächsten Mal und bis dahin eine schöne Zeit!

 

Felix

HEIMATLICHT:MV

 

Weiterführende Links:

 

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MOSAIC & ZWISCHENLICHTEN - Nordwald EP

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