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Warum ihr die Augen offenhalten solltet...

Moin!

 

Vermutlich kennt ihr das auch - wenn man ambitioniert fotografiert, denkt man auch öfter mal darüber nach, warum man fotografiert, welches Ziel man verfolgt und was die eigenen Fotos eigentlich zu etwas besonderem machen. Da fiel mir letztens ein Aspekt ein, der zuweilen etwas untergeht: als "lokaler" (Landschafts-)Fotograf ist man ein Experte für die jeweilige Region. Die Highlights kann jeder Tourist innerhalb von fünfzehn Minuten ergooglen - die kleinen Schätze findet man aber nur durch intensive Beschäftigung mit der Heimat. Durch den lokalen Fotobuschfunk (Link) habe ich vom kleinen Leuchtturm bei Maltzien auf der Halbinsel Zudar gehört. Wenige Wochen später wurden an einem sonnigen Februartag die Kameras zum Vater-Sohn-Fotoausflug klar gemacht...

 

Kurze Geschichtsstunde

 

Der Maltziener Leuchtturm ist eigentlich gar kein Leuchtturm. Er ist ein sogenanntes Unterfeuer, das mit einem Oberfeuer zusammen arbeitet. Das befindet sich wiederum auf einem schmucklosen Stahlturm gute 700m landeinwärts. Erbaut wurde das Unterfeuer im Jahre 1934 und löste das Feuerschiff "Palmerort" ab, das bis dahin bei der Navigation auf dem flachen und daher nur auf einer schmalen Rinne befahrbaren Strelasund half. Noch nichts von Feuerschiffen gehört? Das ist nicht ungewöhnlich, denn davon gibt es nur noch drei aktive. Sie haben ein weit sichtbares Signallicht auf einem Turm und fungieren damit quasi als mobiler Leuchtturm. Bis in das 20. Jahrhundert hinein verkehrten achtzehn Feuerschiffe an den deutschen Küsten. Heutzutage sind sie aber offensichtlich nicht mehr notwendig, sodass eben nur noch drei gebraucht werden. Sie fahren auf der Ems und in der deutschen Bucht und besetzen dort zwei Punkte.

 

Ruhe!

 

Nach etwa halbstündiger Fahrt von Stralsund aus über die Landstraßen und Dörfer auf Rügen kamen wir an. Das letzte Stück führt übrigens über einen dieser wunderbaren Plattenwege, die ihr sicherlich kennt (schönen Gruß an die Stoßdämpfer!). Der Parkplatz machte einen harmlosen Eindruck, hatte es aber trotzdem in sich. Will heißen: wenn es ein wenig geregnet hat, rechnet einfach damit, das Auto aus dem Schlamm schieben zu müssen. Es sieht flach aus, aber... Vereinte Kräfte waren nötig, um den Heimweg nicht zu Fuß antreten zu müssen ;) 
Anschließend konnte ich mich dann auch erstmal auf die Landschaft einlassen.  Der erste Gedanke lautete: "Ruhe!" Nun ist Stralsund beileibe keine hektische Stadt, aber im Vergleich ist Zudar einfach (im positiven Sinne) das Ende der Welt. Es war wirklich kein Mucks zu hören - zumindest bis wir einen Schwarm Vögel aufschreckten, der auf der spiegelglatten Ostsee rastete. 

 

Windstille Ostsee

 

Der Tag war so windstill, dass die Oberfläche der Ostsee tatsächlich spiegelglatt war. Was ist das naheliegendste für das Fotoauge? Na klar, Reflexionen einfangen. Dafür waren die Bedingungen wirklich ein Traum. Kleine Steine, die spektakulären Wolken und natürlich der Leuchtturm boten ausreichend Motive für gelungene Fotos. Wenn ihr dort seid, dann wundert euch nicht - der Wasserstand ist hier stets spürbar unterschiedlich. Bei normalem Wasserstand kann man sich in dem Gebiet wohl ganz gut bewegen und die Perspektiven variieren. An unserem Tag hatten wir es aber mit erhöhtem Wasserstand zu tun, sodass die Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt war. Dafür gab es wiederum die Spiegelungen... Hat also alles seine Vor- und Nachteile.

 

Unter'm Strich...

 

Was hat das nun mit der eingangs erwähnten Überlegung des Experten für die Region zu tun? Nun, so ein Kleinod wie diesen pittoresken Leuchtturm steuert man wohl nicht an, wenn man vier oder fünf Tage an der Ostsee verbringt. Das und vergleichbare andere Motive ist etwas für uns als ortskundige Fotografen - wir wohnen und leben hier, wir erkunden das Land und setzen es gekonnt in Szene. Das ist es, was (unter anderem) eine eigene Bildsprache formen kann. Den Gedanken mal wieder bewusst zu machen, kann eventuell auch mal die ein oder andere kreative Blockade lösen, wenn einen die bekannten/vertrauten Motive mal nicht so motivieren. Erkunden, recherchieren, ausprobieren - so hebt man sich ab. Und das gilt selbstverständlich nicht nur für Mecklenburg-Vorpommern, sondern selbstverständlich auch für jede andere Region.

 

Warum solltet ihr als Fotograf die Augen offen halten? Um die eigene Bildsprache (weiter)zu entwickeln.

 

Was denkt ihr? Lieber Highlights fotografieren oder verstecke Schätze finden? 

 

Bis zum nächsten Mal und bis dahin eine schöne Zeit!

 

Felix

HEIMATLICHT:MV

 

Links:

Leuchtturm Maltzien

Feuerschiffe

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