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Drei Wege aus dem kreativen Loch

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Moin!

 

Kennt ihr das auch? Wenn ihr die Kamera auf Wanderungen dabei habt, aber einfach nichts klappen will? Ihr es immer wieder versucht, aber irgendwie gefallen euch keine Bilder? Herzlich willkommen im kreativen Loch - wer sich kreativ betätigt, sei es nun in Fotografie, Malerei, Musik, oder oder oder, hat es bestimmt schon kennengelernt. Wer es noch nicht kennt - rechne fest damit, dass es auch dich einmal erwischen wird. Das kreative Plateau (böse gesagt: die Stagnation) gehört dazu wie ein Gewittertag zum Sommer. Wichtig ist, dass Ihr dann nicht die Flinte ins Korn werft, sondern den Weg zurück ins Schaffen findet!

 

Mein Weg auf's Plateau...

 

Im August 2019 kam ordentlich Sand in mein fotografisches Getriebe. Zwar war ich viel unterwegs, aber irgendwie habe ich "keine Bilder gesehen", wenn ihr versteht, was ich meine. Vielleicht bietet der Hochsommer auch nicht gerade die Bedingungen, bei denen ich gerne fotografiere oder beide Faktoren kamen zusammen. Jedenfalls kamen bis etwa zur zweiten Septemberhälfte eine Reihe sehr unbefriedigender Fototouren zusammen. Nach jeder einzelnen stieg die Frustration so, wie im gleichen Maße die Motivation sank. Um den Monatswechsel herum musste ich mir eingestehen, dass ich das erste Mal kreativ wirklich feststeckte. Jetzt war die Frage: Wie komme ich hier wieder heraus?

 

... und wieder heraus

 

Über das Problem habe ich mit befreundeten Fotografen gesprochen - sehr bald, nach dem ich es mir eingestanden habe. Denn wie gesagt: fast jeder Kreative kennt es und die meisten kamen auch wieder vorwärts. Wie so oft im Leben, kann man von den Erfahrungen anderer geschätzter Personen in der Regel profitieren. Letztendlich halfen drei Wege gegen die Blockade:

 

  1. Geduld: Im Gespräch mit Dirk Paepke alias Kuestenblick gab er mir den wichtigen Ratschlag: Hab Geduld. Kreativität kommt nicht durch Zwang. Rückblickend kann ich sagen: das ist völlig richtig. Sich selbst Zeit zu geben, die Blockade erstmal als solche zu akzeptieren sorgt dafür, dass die Gedanken viel freier fließen können.

  2. Interesse/Fokus verlagern: Diesen Weg habe ich gar nicht bewusst eingeschlagen, hat mir rückblickend betrachtet aber sehr gut geholfen. Konkret heißt das, dass ich mich sehr viel mit Bildbearbeitung allgemein und Darktable im Speziellen beschäftigt habe (besonders hilfreich: die Tutorials von Bruce Williams auf YouTube). Dadurch habe ich viele neue Techniken erlernt, die mir dabei geholfen haben, auch ältere Bilder erneut zu bearbeiten. Plötzlich kamen mir immer mehr Ideen, was ich mal ausprobieren möchte. Das ist zwar nicht das gleiche wie Fotografieren, aber trotzdem bringt es mich in Zukunft weiter und ich kann sozusagen bekannte Plätze in meiner Umgebung "mit neuen Augen" sehen, weil ich weiß, was ich jetzt umsetzen kann.

    Was heißt das für euch? Nutzt die Blockade zur "Weiterbildung"! Es muss ja nicht Bildbearbeitung sein. Ihr könnt euch auch vertieft mit Bildkomposition, Fokustechniken, ausgefallenen Motivideen usw. beschäftigen. "Potenzial für "Weiterbildung" hat jeder - und es setzt ganz bestimmt auch bei euch neues kreative Möglichkeiten frei.

  3. Andere Inspirationsquellen: Diesen Tipp habe ich aus einem Video des großartigen YouTube-Channels "The Art of Photography", aber fragt mich nicht, aus welchem genau. Ich erinnerte mich nur daran, ihn gehört zu haben. Auf jeden Fall ging es darum, dass ein guter Fotograf seine Inspiration stets auch aus fotografiefremden Quellen bezieht. Seine konkreten Tipps waren Literatur, Filme und Kunst(geschichte). Dem kann ich mich nur anschließen! Gute Erfahrungen habe ich mit folgenden beiden Werken im August/September gemacht:

    Literatur: Haruki Murakami: "Kafka am Strand" (Murakamis Werke sind generell sehr sprachgewaltig, fanatsievoll und im positiven Sinne absurd - das beflügelt den Geist!)

    Filme/Serien: Black Spot: neben der spannenden Story habe ich hier besonders auf die interessanten perspektiven und den düsteren, herbstlichen Look der Bilder geachtet. Das schult das Auge und ist schlicht inspirierend!

So habe ich "fotografisch" die Zeit von Ende August bis in die zweite Hälfte des September hinein verbracht. Und siehe da: es klappte! Plötzlich hatte ich wieder Lust, die Kamera einzupacken und loszuziehen, um ein paar Bäume bei Parow zu fotografieren. Beim ersten Mal waren die Bedingungen auch nicht perfekt, aber mit der (kleinen) "Niederlage" konnte ich gut umgehen - ich wusste, dass die Gelegenheit schon noch passend sein wird. Wenige Tage später war es dann so weit und ich konnte die erhofften Aufnahmen auf die SD-Karte bannen. Mit den neuen Kenntnissen in Darktable konnte ich die Vision auch gut umsetzen.

 

Gleiches gilt für einen spontanen Gang über den Stralsunder St.-Jürgen-Friedhof, der sich mit einigen tollen Aufnahmen erfolgreich anfühlte (ein Bericht dazu folgt!). Das war sehr motivierend und ich merkte, die Ideen waren wieder da und die kreative Blockade gebrochen. Sicher war das nicht das letzte Mal - doch trotzdem hab ich nun genügend Vertrauen, dass es eine Phase ist, die für Kreative dazugehört und die gelöst werden kann!

 

Hattet ihr auch schon so eine Phase, in der einfach nichts klappen wollte? Wie seid ihr da raus gekommen?

 

Bis zum nächsten mal und bis dahin eine schöne Zeit,

 

Felix

HEIMATLICHT:MV

Kommentare: 6
  • #6

    Heimatlicht.MV (Dienstag, 22 Oktober 2019)

    @Andy

    So einen Druck habe ich mir auch gemacht! Ich wollte ganz bestimmte Motive und Lichtverhältnisse, die sich aber schlichtweg nicht ergeben haben. Dabei war ich so festgefahren, dass ich dann auch nicht mehr die neuen Bedingungen "adaptieren" konnte.

    Und ja, das ist ein Zeichen von Anspruch an sich selbst, auch mal die Kamera in der Tasche zu lassen, wenn's partout nicht passt. Lieber nichts fotografieren, als Mist zu fotografieren? Kann einen fotografisch weiterbringen, sollte nur nicht zu oft vorkommen ;)

  • #5

    Heimatlicht.MV (Dienstag, 22 Oktober 2019 19:21)

    @Steffen

    Der Tatort war klasse, ja! Vor allem mag ich die Vorlage "Anschlag auf Revier 13" :) Aber davon abgesehen ist es genau das, was ich meinte, dass einen solche kreativen Werke richtig gut pushen können!

  • #4

    Heimatlicht.MV (Dienstag, 22 Oktober 2019 19:18)

    @Dirk Paepke Das wird ganz sicher wieder kommen! Manchmal ist ja auch nur das Pulver erstmal verschossen, weil man einfach gerade einen sehr guten kreativen Lauf hatte. Dann ist es okay, erstmal Luft zu holen! :)

  • #3

    Andy (Montag, 21 Oktober 2019 22:53)

    Toller Beitrag, spricht mir quasi aus der Seele, stehe nämlich gerade auch irgendwie vor der gleiche. Situation. Zwar viele Ideen aber irgendwie wenig Motivation sich aufzuraffen bzw. Wenn doch, dann spielt das Wetter nicht mit oder der Vogel kommt nicht wie erhofft :-D

    Meine Lösung bisher: Den Druck rausnehmen. Ich persönlich habe gemerkt, dass ich mich viel mehr von anderen Fotografen habe (negativ) beeinflussen lassen, als ich das hätte gedacht. Gerade auf Instagram sieht man halt viel zu oft die perfekten Fotos von den tollsten Locations auf der ganzen Welt - und diese Fotogenen Locations sind halt leider in den seltensten Fällen direkt bei einem vor der Haustür.
    Ich für mich habe mir nun einfach wieder bewusst gemacht, warum ich mit der Fotografie angefangen habe: Nicht (nur) um den besten Instagram-locations Hinterherzurennen, sondern die Schönheit der Natur allgemein zu dokumentieren. Und da ich in der Zwischenzeit an mich selbst mehr Anspruch habe als diese 0815-Lifestyle-Outdoor-Insta-Bilder mit total tollem, einzigartigen Filter-Look, sehe ich das in der Zwischenzeit sogar mehr als Qualitätsmerkmal bzw. als fotografische Fähigkeit an, eben auch Mal kein Foto zu machen, wenn es die Situation nicht hergibt.

    Letztendlich ist für mich persönlich das wichtigste, einfach raus zu gehen und die Natur zu genießen. Im besten Fall komme ich mit schönen Bildern zurück, im schlimmsten Fall habe ich den schweren Fotorucksack eben nur zum Training rumgeschleppt :-D

  • #2

    Steffen (Montag, 21 Oktober 2019)

    Hej, sehr gute Ideen die ich mir sicherlich merken werde wenn ich mal wieder feststecke. Besonders die anderen Inspirationsquellen finde ich sehr spannend. So hatte ich nach dem gestrigen Experimentaltatort mit Kollege Murot sofort Lust zu fotografieren samt passender Ideen!

    Viele Grüße Steffen

  • #1

    Dirk Paepke (Montag, 21 Oktober 2019 19:43)

    Na siehst du! Freut mich das du wieder Freude an der Fotografie gefunden hast. Ein paar nützliche Ratschläge hast du da aufgezeigt...stecke bzw. mag zur Zeit auch nicht so wirklich mit der Kamera losziehen:))) Bin aber guter Dinge das die Freude bei mir schnell wiederkommen wird.