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Bornholm in Schwarzweiss - Teil II: Welche Motive?

Moin!

 

In meinem letzten Blogpost hab ich euch erläutert, warum ich überhaupt so gerne in Schwarzweiß fotografiere.  Im zweiten Teil meiner kleinen Serie zu dem Thema soll es darum gehen, wann ein Motiv beziehungsweise das Licht (ist das eigentlich immer so genau voneinander zu unterscheiden?) als Schwarzweiß-Foto taugt. Außerdem will ich euch ein paar Tips zur Motivrecherche geben. Damit also gleich "in medias res" und keine großen Worte verloren!

 

Wann ist ein Motiv ein Schwarzweiss-Motiv?

 

  1. Tage mit aufgewühltem Himmel: Die eignen sich perfekt, um den Himmel richtig dramatisch in Szene zu setzen. Ihr braucht eigentlich "nur" einen passenden Vordergrund, dann entsteht mit Sicherheit ein beeindruckendes Bild. Am besten eignen sich stürmische Tage, an denen sich helle und sehr dunkle Wolken mischen. Das ist die perfekte Grundlage für die weitere Bearbeitung, um das richtige "Drama" herauszukitzeln - das wird dann Teil des nächsten Posts. Ein Beispiel vom Bornholm-Trip zeige ich dir schon einmal hier:

 

2.  Weite Landschaften in der Mittagszeit:  Hier greife ich auch einen Tipp aus dem letzten Post auf. In der Mittagszeit steht die Sonne am höchsten und sorgt für die härtesten Schatten. Kombinierst du das mit einem weiten Blick über eine Landschaft, ergeben sich mitunter ausgesprochen interessante Strukturen und Kontraste, die wiederum in schwarzweiß besonders gut zur Geltung kommen. Das leitet mich gleich über zum nächsten Punkt...

 

 

3. (Natürliche) Strukturen: Hiermit meine ich insbesondere Detailaufnahmen von Baumstämmen, vom Wind verwehten Sand, Steinen, vielleicht Blättern im Wald... es gibt da viele Möglichkeiten. Bei diesen Motiven kommt es überhaupt nicht auf Farbe an (im Gegenteil - sie würden den Blick sogar oftmals ablenken), sondern auf Wiederholung und Unterschied. Auf den ersten Blick erfasst das Auge beim Beispielfoto die wiederkehrenden Muster im Sand - so etwas sieht das menschliche Auge einfach gerne. Auf den zweiten Blick ist das Muster aber gar nicht so regelmäßig und der Blick des Betrachters geht "im Bild spazieren" - er erfasst die vielen kleinen Unterschiede.

 

 

4. Detailaufnahmen in Städten: Sehr eng verwandt mit Punkt 3 ist die Detailfotografie in Städten. Hier bieten sich ebenfalls Strukturen an Fenstern, Häuserwänden, Türen usw. an. Das ist so ein Sujet, dass sich besonders gut in der bereits mehrfach erwähnten Mittagssone macht. Dafür bietet eigentlich jede Stadt Motive in Hülle und Fülle, wenn ihr den Blick darauf lenkt. Auf Bornholm war das kleine Gudhjem eine wahre Fundgrube dafür, wie ihr hier an einem Beispiel sehen könnt:

 

 

5. Langzeitbelichtungen: Lange Belichtungen sind immer ein spannendes Zusammenspiel aus Kontrolle und Zufall. Und sicher sind dabei die Farben (des ziehenden Himmels, des Wassers...) ein sehr attraktiver Hingucker. Aber warum eigentlich nicht mal den umgekehrten Weg gehen und die Farben draußen lassen? Dadurch erzielt ihr eine sehr ruhige, vielleicht sogar edle Bildwirkung. Auf dieses Foto bin ich besonders stolz (als Druck ist es übriegens HIER erhältlich):

 

 

Das ist eine Liste, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wenn euch noch weitere Motivideen einfallen, dann gleich in die Kommentare damit!

 

Die Motivrecherche

 

Im Vorfeld des Bornholm-Urlaubs habe ich mir Notizen gemacht, was ich alles am liebsten vor die Linse bekäme. Das kann ich nur jedem empfehlen, da die fotografische Ausbeute am Ende einfach besser ist, als wenn man sich ausschließlich "treiben" lässt. Selbstverständlich gilt wie immer, dass kein Plan den Feindkontakt übersteht ;) Nichtsdestotrotz ist ein Fahrplan nicht verkehrt, um die Augen weiter offen zu halten und nicht abzuschweifen.

 

1. Tage mit aufgewühltem Himmel: Die Recherche dafür ist denkbar einfach: Ein Blick auf die Wetter-App deiner Wahl oder (ganz analog) aus dem Fenster.  Wir hatten gleich am ersten "richtigen" Tag das Glück mit einer solchen Wetterlage. Die Strandwanderung an der Küste bei Dueodde lieferte Motive ohne Ende (s. Beispiele zu Punkt 1, 3 und 5)!

 

2. Weite Landschaften in der Mittagszeit: Die Weite einer Landschaft lässt sich bekanntlich aus erhöhten Positionen am besten einfangen. Das ist auf einer weitestgehend flachen Insel wie Bornholm natürlich denkbar schwierig - der Leuchtturm von Dueodde sollte dann allerdings als ausreichend hohe Position taugen. Kleiner Tipp allgemein: macht euch in solchen Fällen vorher über Öffnungszeiten schlau. Wir standen bei besten Bedingungen vor in 15 Minuten schließender Tür - zu kurz, um in Ruhe Motive zu finden. Solche kleinen Missgeschicke lassen sich einfach im Vorfeld vermeiden.

 

3.  (Natürliche) Strukturen: Darauf könnt ihr euch natürlich nicht direkt vorbereiten. ABER: wenn ihr euch bei Beginn des Tagestrips bewusst sagt, dass ihr den Blick darauf richtet, fallen euch plötzlich ganz viele kleine Strukturdetails auf - in meinem Fall war es der feine Sand von Dueodde, den der Wind so zufällig und doch regelmäßig "arrangierte".  Ein anderer Fall war eine sehr interessante Baumrinde von Totholz am Strand von Boderne, die mir wegen ihrer Tiefe auffiel. Die ließ sich über eine geringe Schärfentiefe auch gut umsetzen.

 

4. Detailaufnahmen in Städten: Hier kam mir zugute, dass ich letztes Jahr bereits für ein paar Tage auf Bornholm war. Von daher wusste ich, dass es in Svaneke (und wie sich herausstellte: Gudhjem) viele kleine Details der wunderschönen Häuser zu fotografieren gibt. Wäre ich das erste Mal gefahren, hätte ich es vorher allerdings bestimmt über Wikipedia, Blogs oder Dokumentationen erfahren.  Dann gilt es wieder einfach nur, die Augen vor Ort offen zu halten.

 

5. Langzeitbelichtungen: Motive für Langzeitbelichtungen in Schwarzweiß finden sich am besten in "ganz normalem" Tageslicht. Zur Goldenen oder Blauen Stunde ist  das tolle Licht der Akteur im Bild, weswegen es schade wäre, diese Farben wegzulassen. Eigentlich lässt sich dieser Punkt kurzfassen: Ihr nehmt die gleichen Motive für Langzeitbelichtungen wie sonst auch, nur eben zu einer anderen (angenehmeren!) Tageszeit: Wolken, Wellen, Wasser, Spiegelungen, usw. So gesehen braucht es da keine große Motivrecherche ;)  

Ein kleiner Wehmutstropfen blieb aber: da das Wetter einfach insgesamt ZU gut war, hat es sich leider nicht ergeben, einen der Leuchttürme in einer schönen Langzeitbelichtung festzuhalten.  Auch die Recherche war natürlich denkbar einfach: Leuchttürme notieren und bei Instagram bzw. 500px nachschauen, was andere Fotografen so festgehalten haben. Insbesondere 500px ist trotz weniger Nutzern eine tolle fotografische Inspiration, da sich hier sehr viele erfahrene Fotografen präsentieren!

 

Was braucht ihr also für eine gute Motivrecherche?

 

  • den fokussierten fotografischen Blick
  • Apps: Wetter-Apps, Instagram, 500px...
  • Wikipedia als Ausgangspunkt für weitere Recherchen
  • Blogs
  • Notizen zu Wunschmotiven, Aussichtspunkten, ggf. Öffnungszeiten, usw.

Welche Hilfsmittel nutzt ihr zur Motivrecherche (nicht nur im Urlaub!)? Schreibt es in die Kommentare!

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Kommentare: 2
  • #1

    Dirk Paepke (Freitag, 30 August 2019 20:20)

    Da ich eigentlich ausschließlich fast nur bei Sonnenaufgang oder eben Untergang plus minus 1 -2 Stunden fotografiere...interessanter Beitrag!!! Mittags mit der Kamera los war bisher eigentlich noch nie wirklich los.

  • #2

    Heimatlicht-MV (Mittwoch, 04 September 2019 06:42)

    Moin Dirk!

    Ganz bewusst zur Mittagszeit war ich auch noch nicht unterwegs :) Es hat mich nur genervt, dann die Kamera drin zu lassen, wenn ich mal einen ganzen Tag (Radtour, Wandern...) unterwegs bin. Dann muss man ja eigentlich aus allem was machen ;)

    Schöne Woche noch!